Warum das Telefon nicht mehr still steht…

Irgendwie ist alles mit allem verbunden und nichts existiert getrennt voneinander oder könnte sich gar getrennt voneinander betrachten!

Diese wertvolle Erkenntnis und auch, welche positiven Auswirkungen es nach sich ziehen kann, wenn Menschen von einer Idee begeistert sind und empathisch helfen und unterstützen, das durften wir als Verein in den letzten fünf Monaten live und in Farbe erleben – zu unserem ganz besonderen Vorteil, wie wir betonen möchten. Fast haben wir ein schlechtes Gewissen, denn eigentlich war das laufende Jahr 2020 für viele Menschen und Firmen schicksalhaft und hat zu unserem ganz persönlichen Bedauern gar keinen guten Verlauf genommen. Deshalb freuen wir uns heute ganz besonders, dass wir mit unserem heutigen Blog-Beitrag mal eine tolle Geschichte mit durchweg positivem Ausgang erzählen können.

Diese Geschichte beginnt im Juni 2018, also vor etwas mehr als zwei Jahren. Zu dem Zeitpunkt war car4twenty süße 3 Monate alt und es war uns gelungen, einen ersten großen Zeitungsartikel im Nordteil der Aachener Zeitung lanciert zu bekommen. Die sehr engagierte Nadine Tucay (damals Volontärin bei der Aachener Zeitung, heute Pressesprecherin in unserem beschaulichen Baesweiler) hatte einen nahezu ganzseitigen Artikel über unseren Verein platzieren können und darüber geschrieben, wie wir unser erstes Projektauto (siehe dazu Projekt 1) aufbereitet und an unsere erste Empfängerin übergeben hatten. Bei ihrem persönlichen Besuch konnte Frau Tucay gar nicht glauben, dass das gesamte c4t-Team seine Arbeitskraft völlig ehrenamtlich leistet und tatsächlich auch 100 Prozent der Spenden und Mitgliedsbeiträge dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden – nämlich in der möglichst exzellenten technischen und optischen Aufbereitung unserer Fahrzeuge und bei den von uns ausgesuchten Empfängern. In diesem Fall war es Jacqueline, eine junge Mutter aus Alsdorf, die regelmäßig mobilitätsverlegen war.

Kurz nachdem der Zeitungsartikel erschien, bekamen wir den warmherzigen Anruf einer Familie aus dem benachbarten Herzogenrath, die uns ihren 21 Jahre alten Seat Cordoba schenken wollten. Das spritzige Auto hatte ihnen viele Jahre gute Dienste geleistet und sie nie im Stich gelassen, doch nach nunmehr zwei Jahrzehnten war es an der Zeit, Lebewohl zu sagen – gleichwohl war es der Familie wichtig, dass der „Spanier“ noch einmal eine große Portion Liebe bekommt und einer jungen Familie in Mobilitätsnöten vielleicht noch ein guter Begleiter sein wird. An einem sonnigen Donnerstag Anfang Juni 2018 konnten wir schließlich unser neues Projektauto in Empfang nehmen (siehe dazu auch unseren Bericht zum Projekt 2).

Einige Monate später, im Dezember 2018, brachten wir unsere Neuerwerbung zu unserem Techniker nach Köln und begannen mit der technischen Überarbeitung. Wir führten einen großen Service mit Austausch aller Filter und Flüssigkeiten durch, überholten Fahrwerk und Bremsen, tauschten Klimakompressor und Batterie aus und reparierten die elektrischen Probleme bezüglich Scheibenwischer, Spiegelverstellung und Heckklappe. Zum Abschluss bekam der grüne Kombi einen neuen Katalysator und Mittelschalldämpfer und wir stellten den Wagen auf neuwertige Leichtmetallfelgen. Neuen TÜV ohne jegliche Beanstandung bekamen wir am 12. Februar 2019.

Danach begannen 5.000 intensive Testkilometer. Hajo fuhr mit dem Seat mehrmals nach Bremen, Dresden und Berlin und selbst mit vier Personen und viel Gepäck beladen ging dem „Spanockelchen“ nie die Puste aus. Dem Auto schienen die langen Autobahntouren sichtlich zu gefallen. Reparierte Fehler tauchten nicht wieder auf.

Einziger Wermutstropfen war der schlechte Gesamtzustand des grünen Lacks und die diversen Klarlackschäden auf Motorhaube und Dach, die wir aus Kostengründen erst dann in Angriff nehmen wollten, wenn sich eine passende Empfängerfamilie am Horizont zeigt.

Mittlerweile hatten wir in verschiedenen Teamsitzungen eine alleinerziehende Mutter oder Vater mit einem oder zwei Kindern als ideale Kandidaten ausgewählt. Um Versicherungskosten zu sparen, meldeten wir den Seat im November 2019 vorübergehend ab, wenngleich er zeitnah ein neues Zuhause bekommen sollte.

Im Mai 2020 – der Seat stand nun schon 7 Monate vor unserer Tür – schickte Hajo eine Hilfemail an Oliver Lenhard vom ADAC Hessen-Thüringen; die beiden Männer standen seit unserer Teilnahme an der ADAC-Youngtimer-Rallye in einem regen Austausch. Einige Tage später erhielten wir eine sehr positive Antwort aus Frankfurt. Da es sich aufgrund der örtlichen Nähe anbot, bestätigte Oliver Lenhard, dass er Hajo’s „Hilferuf“ an die PR-Abteilung des ADAC Nordrhein in Köln weitergeleitet hatte. „Ein tolles Projekt, dass Sie da ins Leben gerufen haben!“ meinte er abschließend und wünschte uns viel Glück.

Einige Tage danach meldete sich die Redaktion des ADAC Köln bei uns. Verständlicherweise gibt es in einer so großen Organisation wie dem ADAC einen gewissen Beitragsvorlauf, allerdings hatten wir mit Julia Spicker und Laura Harlos direkten Kontakt zu zwei sehr engagierten und hoch motivierten Redakteurinnen, die unsere Suche nach einer passenden Familie für unseren spanischen Kleinkombi sofort in die nächste Redaktionskonferenz einbrachten. Von dort gab Thomas Müther, Leiter der Kommunikation, grünes Licht und der ADAC lancierte über seine Fanpage unterwegs.NRW (https://www.facebook.com/unterwegs.NRW) einen Post mit einer Verlinkung zu uns und dem Aufruf an deren Fangemeinde, dass wir ein neues Zuhause für unseren grünen Seat suchen.

Innerhalb von wenigen Tagen ergab sich eine Beitragsreichweite von über 40.000 Klicks. Der Beitrag wurde unzählige Male geteilt und bekam ein starkes positives Echo. Um die Resonanz noch ein wenig zu verstärken, stellte der ADAC Köln „on top“ eine Verbindung zwischen uns und Anke Kahle her (www.ankekahle.de), die als freiberufliche Journalistin und Moderatorin unter anderem Beiträge für die WDR Lokalzeit dreht und ins aktuelle Fernsehprogramm einbringt.

Von da an ging alles Schlag auf Schlag. Anke Kahle, eine unglaublich warmherzige und sympathische junge Frau, organisierte ein Fernsehteam und kam am 9. September für einen ganzen Vormittag zu uns nach Baesweiler, um Hajo und Max (der Empfänger von unserem Nissan) zu interviewen und aus den verschiedenen Autos, die zu dem Zeitpunkt vor unserer Tür standen, einen dreiminütigen Beitrag für die WDR Lokalzeit zu drehen. Dieser Beitrag ging am 17. September „on air“ und keine 10 Minuten später gingen die ersten Anrufe bei uns ein.

Nun – 24 Tage nach diesem ersten Fernsehbeitrag in der Großumgebung Aachen – ist nichts mehr so, wie es vorher war. Wir freuen uns, dass unsere unermüdliche Arbeit an car4twenty die ersten medialen Früchte zeigt. Inzwischen gab es weitere Berichterstattungen im WDR-4-Radio, nachfolgende Interviews mit Antenne Aachen und mit einem freien Journalisten für verschiedene Zeitschriften und ein 10-minütiges Liveinterview mit Miriam Lange beim WDR Köln, das am 7. Oktober landesweit ausgestrahlt wurde.

In diesen knappen drei Wochen haben wir so viele wertvolle und berührende Gespräche mit Menschen geführt, die uns einerseits hochengagiert und mit großer Freude extrem gut erhaltene Autos geschenkt haben und uns mit neuen Mitgliedschaften und hohen Einzelspenden auch finanziell unterstützen. Und andererseits mit Menschen, die uns ihre schwierigen Lebenssituation teilweise unter Tränen schildern und um Fassung ringen, wenn ihnen endlich jemand zuhört und sie nicht unterbrochen werden.

Oft müssen wir zwei Mal schlucken, wenn wir hören, dass Menschen in Mobilitätsnöten sich richtiggehend überwinden müssen und drei Tage lang ums Telefon herumschleichen, bis sie sich endlich ein Herz fassen und mit uns in Kontakt treten.

Dieses bedauerliche Zögern, diese eigentlich völlig unnötige Scham, die Menschen daran hindert, mit freiem Herzen um Hilfe zu bitten, wenn Not am Mann ist, zeigt uns bei car4twenty den aktuellen Umbruch in unserer Gesellschaft.

Alle diese Menschen, mit denen wir in den vergangenen Tagen vertrauensvoll gesprochen haben und insbesondere auch die engagierten Damen und Herren beim ADAC, beim WDR, bei Zeitungen und Zeitschriften, die mit ihrer Berichterstattung nunmehr unserem Verein ein wenig Wind unter die Flügel gefächert haben, zeigen uns, dass wir alle schon auf einem neuen Weg sind.

Es ist ein weiser Weg in eine bessere, positivere und vor allem weiterentwickelte Zukunft, in der Menschen wieder ohne Scham frei äußern können, wenn sie im Leben vorübergehend feststecken und ein wenig Hilfe gebrauchen könnten. Wir erkennen gerade, dass das Alte (oder besser das Bestehende) – also die schiere Anzahl längst überholter Handlungsmaximen wie noch höher, noch weiter, noch schneller, noch mehr Karriere, noch mehr Geld anhäufen und noch mehr Umsatz generieren – im Prinzip nicht mehr funktionieren und die Menschen in Wahrheit todunglücklich macht. Ein erwachsener Mensch kann nämlich mit vergänglichen Äußerlichkeiten und dem vermaledeiten Materialismus, der sich in der gerade begonnen Endphase des Kapitalismus‘ noch einmal kurz aufbäumt, nicht das Geringste anfangen.

Vor diesem Hintergrund stehen wir eben nicht am Ende einer bestimmten Entwicklung, sondern – ganu im Gegenteil – am Anfang von etwas ganz Neuem. Es zeichnet sich in diesen Tagen eine neuartige Zukunft ab, in der sich Menschen wieder aufeinander zu bewegen und sich nicht mehr wie „Objekte“, sondern wie einzigartige Menschen behandeln und damit wahrhaftig begegnen. Für uns bei car4twenty bestätigt sich in den letzten Tagen und Wochen die berührende Erkenntnis, dass Menschen in Wahrheit für andere Menschen da sein wollen. Als zutiefst soziale Wesen wollen wir miteinander kooperieren, symbiotisch zusammenarbeiten, aufeinander achten und gemeinsam etwas Sinnvolles erschaffen, erleben nur leider aufgrund der Grundkonstruktion der meisten Systeme und Strukturen das genaue Gegenteil.

Das pandemische Weltgeschehen in diesem Jahr hat vor allem unseren Vorstandsvorsitzenden Hajo in die glückliche Lage versetzt, ab sofort 100 Prozent seiner Zeit für das Neue einsetzen zu können. Da ihm im vergangenen März die Perspektive in seinem Hauptberuf genommen wurde und sich daran auch in naher Zukunft wenig ändern wird, hat er nun auch endlich die Zeit und Muße, sein erstes Buch zu Ende zu schreiben, in dem er interessanterweise die wichtigste Frage stellt (und auch beantwortet), die wir 20 Jahre nach dem Sprung ins dritte Jahrtausend beantworten können:

Wie geht es weiter mit uns?
Was wären nun die nächsten guten Schritte, wenn wir uns als Zivilisation intelligent weitentwickeln wollten? Wir bei car4wenty haben darauf eine faszinierende Antwort gefunden: Die Menschen fühlen bereits absolut richtig und sind in Herz und Verstand bereits perfekt auf die zentralen Prinzipien der nahen und fernen Zukunft vorbereitet.

Damit bewahrheitet sich endlich, was Rainer Maria Rilke, einer der bedeutendsten Dichter des vergangenen Jahrhunderts, im August 1904 in einem Brief an Franz Xaver Kappus schrieb:

„Die Zukunft zeigt sich in uns, lange bevor sie eintritt!“

Jetzt müssen wir eigentlich nur noch das Neue mit Leben füllen und dazu möchten wir so viele engagierte Menschen wie möglich einladen!

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3 Antworten

  1. Bin in einer Reportage auf euch aufmerksam geworden und wollte euch für eure tolle Arbeit und euer Engagement Danken. Was Ihr in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt habt, ist beeindruckend. Um euch ein wenig zu unterstützen werde ich gleich eine Mitgliedschaft abschließen.

    Macht weiter so, bleibt alle gesund…

    MfG Marc

    1. Lieber Marc,
      vielen Dank für Dein positives Feedback und Deinen Kommentar auf unserer Webseite.
      Wir freuen uns ebenfalls, dass unsere harte Vereinsarbeit in den ersten zwei Jahren nach
      Gründung so langsam Früchte trägt und nunmehr auf ein breites Interesse stößt.
      Wir dürfen Dir versichern: der Bedarf ist riesig und wir kommen mit den Anfragen kaum hinterher.
      Mit Deiner Mitgliedschaft wirst Du auf jeden Fall viel Gutes im Leben andere Menschen bewirken.
      Das gesamte c4t-Team grüßt Dich und bedankt sich jetzt schon für Dein großes Herz.

      1. Danke für die schönen Worte…

        Ich helfe euch gerne und aus Überzeugung.

        Habe in Meckenheim einen ganz alten VW Passat stehen, aufbereiten macht bestimmt keinen Sinn mehr. Stand jetzt auch schon sehr lange. Habe ihn vor Jahren mal meiner Schwester geschenkt, als sie ihre Mobilität verloren hat und dringend auf Ersatz angewiesen war. Probiere mal ihn an Schrotthändler zu veräußern, dann kann ich euch den Ertrag für eure gute Sache spenden.

        Erinnere mich noch gerne, wie ich früher meinem Vater immer geholfen habe Autos von Freunden und Arbeitskollegen zu reparieren. Auch wenn ich damals dabei nur eine Nebenrolle gespielt habe, weiß ich wieviel Arbeit dahinter steckt. Die Ersatzteile zu finden und aus- und einzubauen, mal einen Motor in einer Hinterhofgarage zu wechseln, oder einfach die Fehleranalyse, bis man weiß wo genau die Ursache des Problems liegt.

        Ich schreibe dir per Mail, wenn ich was mit dem Passat erreicht habe.

        Bis dahin bleibt alle gesund und kommt gut durch die schwierigen Corona-Zeiten.

        Mfg Marc

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